Im Rahmen eines Burnout-Syndroms entwickelt sich unser normales Stresssystem zu einem Hyperstresssystem. Für ein besseres Verständnis von Burnout möchte ich hier etwas näher auf das Thema Hyperstress eingehen.

Was ist ein Hyperstresssystem?

Um Hyperstress zu begreifen, müssen wir das physiologische Stresssystem verstehen, das sich seit der Steinzeit kaum verändert hat. Wenn wir eine Bedrohung wahrnehmen, wird das sympathische Nervensystem aktiviert und Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei der wahrgenommenen Bedrohung um einen nahenden Löwen, ein konfliktreiches Gespräch oder Zeitdruck und Überforderung handelt. Die Stresshormone erhöhen Herzschlag, Blutdruck und Atemfrequenz. Sie spannen die Muskeln an und mobilisieren Energie und bereiten so den Körper auf Kampf oder Flucht vor. Cortisol, das ebenfalls ausgeschüttet wird, hält den Körper in erhöhter Alarmbereitschaft. Sobald die Gefahr gebannt ist, sorgt das parasympathische Nervensystem dafür, dass sich der Körper beruhigt und wieder in seinen Normalzustand zurückkehrt.

In unserer heutigen Zeit fehlt jedoch häufig diese Rückkehr zur Normalität: Erstens, weil wir nicht mehr physisch kämpfen oder fliehen. Die Stresshormone werden nicht abgebaut, der Cortisolspiegel bleibt erhöht; zweitens, weil es sich heute, anders als beim Löwen oder Bären der Steinzeit, häufig um Dauergefahren (also dauerhafte Bedrohung oder Überlastung) handelt. Das parasympathische Nervensystem wird gar nicht erst aktiviert, wir bleiben im Alarmmodus. 

Bei chronischer Stressauslösung oder ausbleibender körperlicher Rückkehr zur Homöostase (physiologisches Gleichgewicht) entsteht ein Hyperstresssystem. Hyperstress ist eine besonders intensive Stressreaktion auf herausfordernde oder bedrohliche Reize. Heutzutage resultieren diese weniger aus äußeren Gefahren, sondern mehr aus inneren Konflikten und emotionalen Belastungen. Bei Hyperstress ist die Reizschwelle unseres Stresssystems abgesenkt, Stresshormone werden übermäßig ausgeschüttet. Die Selbstregulation des Körpers gerät ins Wanken, und die ersten Symptome eines Burnout-Syndroms treten auf.